Politik und Datenschutz
Verstöße gegen den Datenschutz sind keine Bagatelldelikte mehr, denn einfache Verstöße können schon ein Bußgeld von mindestens 50 000 Euro kosten. Verbraucher, Arbeitnehmer und Unternehmen sind durch die Datenskandale sensibilisiert und zunehmend wird "das Recht auf informationelle Selbstbestimmung" von Seiten des Einzelnen betont. Auf der anderen Seite sind Experten hinsichtlich des jüngsten Datenskandals beim Internet-Netzwerk SchülerVZ nicht überrascht, ist es doch absehbar, dass die "Entblößungsgesellschaft" Daten-Probleme schafft. Immer mehr junge Menschen verlagern ihr soziales Umfeld in die virtuelle Welt des Internets und sind sich dabei über die Gefahren nicht im Klaren. Soziale Netzwerke verfügen heute schon über mehr Daten, als sie den Einwohnermeldeämtern vorliegen, so Hendrik Speck, Informatiker und Professor an der Fachhochschule Kaiserslautern. Dass die Daten zentral gespeichert werden, weckt das Interesse vieler Krimineller. Ein 20-jähriger Erlanger konnte diese Woche problemlos über die zum Schutz vor Ausspähen eingesetzten Graphikkomponenten bei SchülerVZ, sogenannte Captchas, personenbezogene Daten auslesen. Es ist somit der zweite bekannte Hacker, der angeblich bis zu einer Million Profile bei SchülerVZ kopiert habe. Nun sitzen Informatiker daran, die Sicherheitslücke zu beheben. Wenn auch die Deutsche Bahn bezüglich ihrer Datenschutzaffäre Anzeige gegen Unbekannt erstattet hat, so wurde ihr nun ein Bußgeldbescheid in Höhe von 1,1 Millionen Euro zugestellt. Dreimal soll das Unternehmen persönliche Daten seiner Mitarbeiter mit den Daten von Lieferfirmen abgeglichen haben, um Mitarbeiter möglicherweise dahingehend zu identifizieren, ob diese sich über Scheinfirmen selbst Aufträge zugeschanzt haben. Nun gilt es, den Bußgeldbescheid durch die Rechtsabteilung prüfen zu lassen. Im Informations- und Medienzeitalter gewinnt Datenschutz zunehmend an Relevanz. Einmal mehr sei der Einzelne, der Arbeitnehmer und auch Unternehmen dazu aufgerufen, sich nicht nur über die Rechte, sondern auch über die Pflichten hinsichtlich eines datenschutzkonformen Umgang mit personenbezogenen Daten zu informieren und schließlich entsprechend zu handeln. Ein fahrlässiger Verstoß gegen die Datenschutzrichtlinien kann einem Unternehmen schließlich die Existenz rauben.
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Saftige Geldbußen Die Welt - "Verstoß gegen Datenschutz ist kein Bagatelldelikt"
http://www.welt.de/die-welt/finanzen/article4892652/Verstoss-gegen-Datenschutz-ist-kein-Bagatelldelikt.html Online-Netzwerk SchülerVZ erpresst Süddeutsche - "Geld her oder Daten weg"
http://www.sueddeutsche.de/v5X38o/3108499/Geld-her-oder-Daten-weg.html Mehr Daten gesammelt als die Einwohnermeldeämter Zeit - "«Entblößungsgesellschaft» schafft Daten-Probleme"
http://www.zeit.de/newsticker/2009/10/20/iptc-bdt-20091020-455-22742712xml
Anzeige gegen Unbekannt Financial Times - "Datenaffäre - Bahn erstattet Strafanzeige"
http://www.ftd.de/unternehmen/handel-dienstleister/:datenaffaere-bahn-erstattet-strafanzeige/50026580.html
14 Tage Zeit für Widerspruch Heise - "Datenschutzverstöße kommen Deutsche Bahn teuer zu stehen"
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Datenschutzverstoesse-kommen-Deutsche-Bahn-teuer-zu-stehen-834753.html
Die elektronische Gesundheitskarte vor dem Aus
Das Pilotprojekt an Kassenpatienten aus der Region Nordrhein läuft bereits. Trotz aller positiven Aspekte der Einführung einer elektronischen Gesundheitskarte, zeigen sich zunehmend große Herausforderungen. Wenigstens 70 Prozent der Bevölkerung wünscht sich einen direkten Zugang zu den Gesundheitsdaten. Fehlbehandlungen und Unverträglichkeiten könnten zukünftig ausgeschlossen werden. Für die Ärzte würde es dagegen zukünftig nicht mehr so einfach sein, Behandlungsversäumnisse zu verdeckt zu halten und Doppelbehandlungen würden wegfallen, da alle Daten auf der Karte gespeichert würden. Die Ärzteschaft spricht sich gegen die Gesundheitskarte aus, denn sie bedrohe das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient. Die Basis der Auseinandersetzungen hinsichtlich der Gesundheitskarte scheint jedoch der Finanzaspekt. Unverhältnismäßig hohe Kosten fallen bei der Realisierung der deutschlandweiten Einführung an, so das eine Lager. Immense Kosten könnten gerade im Bereich des Datenmissbrauchs, der Vermeidung von Fehlbehandlungen und Unverträglichkeiten und der elektronischen Rezeptverwaltung eingespart werden, so das andere Lager. Die neue Regierung will nun die Zahlen und den zentralistischen Charakter des Projektes überprüfen. Solange ist das Projekt auf Eis gelegt.
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Ärzte-Triumph Zeit - "Elektronische Gesundheitskarte vor dem Aus "
http://www.zeit.de/digital/datenschutz/2009-10/moratoirum-gesundheitskarte
Kostengrab für deutsche IT-Unternehmen Der Westen - "Millionengrab Gesundheitskarte"
http://www.derwesten.de/nachrichten/wr/2009/10/22/news-138003397/detail.html
Gesundheitspolitik der neuen Koalition Hamburger Abendblatt - "Die elektronische Gesundheitskarte wird gestoppt"
http://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article1233668/Die-elektronische-Gesundheitskarte-wird-gestoppt.html
Nachrichtenticker:
Weitere Nachrichten im Kurzüberblick
1. Carsten Eilers nächste Folgen seiner Kolumne "About Security":Entwickler com - "About Security #227: Schwachstellen-Suche: Authentifizierung - "Doppelte Benutzer"
http://entwickler.de/zonen/portale/psecom,id,126,news,51993,p,0.html 2. Vertriebsgipfel gegen den Provisionswettlauf Heise - "Telekom: Datenschutz bedarf Zusammenarbeit der gesamten Branche"
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Telekom-Datenschutz-bedarf-Zusammenarbeit-der-gesamten-Branche-832267.html
3. Verkaufsstart am 22.10.09 Datenschutzpraxis - "Was Windows 7 für die Datensicherheit bedeutet"
http://www.datenschutz-praxis.de/fachwissen/fachartikel/was-windows-7-fur-die-datensicherheit-bedeutet